Ich bin ungern pessimistisch aber realistisch sollte man auch bleiben. Derzeit frage ich mich des Öfteren, welche dunklen Tage auf uns zukommen. Ich frage mich, ob es sich noch lohnt gegen den immer größer werdenden Druck anzukämpfen. Unverständnis und Ignoranz erschweren den Akteuren in der Integration ihre Arbeit. Man nimmt ihnen die Motivation und erkennt ihre Leistung nicht an. Warum sprechen eigentlich alle über die Köpfe dieser Menschen hinweg, würdigen ihre Arbeit nicht? Warum werden diese Menschen nicht verstärkt unterstützt, damit die vermeintlich gescheiterte Integration voran kommt?
Die Wahlergebnisse in Schweden zeigen, dass immer mehr islam- und migrantenfeindliche Parteien in unsere Parlamente ziehen. Überall in Europa sind ähnliche Entwicklungen zu beobachten. Immer öfters werden diskriminierende, nur auf die Muslime bezogenen Gesetze erlassen die sie benachteiligen. Die Verfassungen, auf die wir alle zählen und bauen, verlieren an Glaubwürdigkeit. Die Schweiz hat es vorgemacht und gezeigt, dass man selbst Verfassungsänderungen erzwingen kann. Diese paradoxen Entwicklungen beziehen sich nur auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, gezielt auf Muslime, entgegen des Gleichheitsgesetzes an einer anderen Stelle der Verfassung.
Viele Politiker haben die Methode der Angst wieder entdeckt und wissen damit Wähler für sich zu gewinnen. Auch in den vermeintlich "migrantenfreundlichen" Parteien sind härtere Parolen nicht zu überhören. Sie beugen sich dem Rechtsrutsch in der Mehrheitsgesellschaft und ziehen die härtere Nummer um die Stimmen der rechten Mitte für sich zu gewinnen. Langsam aber sicher rutscht die rechte Politik in die Mitte der Gesellschaft. Dieses Phänomen erklärt ein Facebook-Nutzer* folgendermaßen blickt aber trotzdem optimistisch in die Zukunft:
"Wieviel Prozent der Ur-Deutschen ist eigentlich bereit, sich in die veränderte multiethnische Gesellschaft zu integrieren? Mit welcher Berechtigung urteilen von ur-deutschen geborene Menschen über Deutsche, deren Eltern vor 60 Jahren in dieses Land eingewandert sind? Sind nicht alle (Staats-) Bürger nach dem mittlerweile heilig gesprochenen Grundgesetz gleich? Oder sind die Ur-Deutschen doch gleicher als die eingebürgerten? Sind es nicht die Bio-Deutschen, die krampfhaft an ihren Traditionen und Werten festhalten und nicht bereit sind, sich zu öffnen und dem neuen modernen Deutschland anzupassen? Diese deutsche Gesellschaft, in der wir heute leben, ist nicht dieselbe wie vor 60 Jahren. Und das macht es der so genannten Mehrheitsgesellschaft so schwer, den Prozess zu begreifen, den Deutschland vollzieht. Die Gesellschaft ändert sich, und die Bio-Deutschen zeigen sich in dieser Umwandlung als traditionelle, rückwärtsgewandte, unbewegliche Masse, die im Angesicht einer das Aussterben bedeutenden Agonie in panischer Angst anpassungsunfähig und -unwillig sind. Aber es wird alles gut. In einigen Jahrzehnten werden wir auf diese Tage zurückblicken und über diese Aufregung schmunzeln - wenn wir die Neujahrsansprache des ersten deutschen Bundeskanzlers mit türkischem oder arabischem Namen auf dem Bildschirm lesen."
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* Am Dienstag, 21. September 2010 um 11:42 im Facebook-Profil von Kemal Hür unter "Notizen" mit dem Titel "Ich fordere Integrationskurse für Bio-Deutsche" veröffentlicht zur Integrationsdebatte
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